Große Geduld

Hast du mit mir.
Dafür, dass ich bisher an den richtigen Stellen schwieg,
Aber auch an den Falschen still blieb.

Du findest Worte für deine Trauer,
Deine Wut.
Erzählst von dem Leid, von all dem Blut.
Erzählst, dass auf deinem Schreibtisch noch immer eine Festival-Einladung liegt,
Du fragst dich, ob es auch auf deinen Tod als Antwort von mir Stille gibt.

Ich schweige
Du sprichst.

Sagst: „Für Juden gelten Menschenrechte nicht“,
Weil sie immer Leid ertragen
Und alle Israel anklagen
Und nach Verteidigung auf Rechtfertigung warten.

Der 07. Oktober hatte als Ziel Genozid,
Also dass es keine Juden mehr auf der Erde gibt.
„Nie wieder ist jetzt“ schreibt ein Aktivist auf ein Plakat,
„Aber man muss beide Seiten hören“ hat er schnell dazu gesagt.

„Die Sicherheit Israels sei deutsche Staatsräson“.
Schöner Satz, aber was bedeutet er schon,
Wenn zwei Stunden nachdem die Bomben fiel ́n
Zur Feier Baklava verteilt wird in Berlin.

Du sagst mir, dass du Angst um deine Mutter in Deutschland hast
Und dass du einen Bogen um Linke machst.
Dass du nicht verstehen kannst, wieso man Menschen nicht Trauern lässt
Und dass dir die Doppelmoral von Aktivisten einen Stich versetzt.

Du bist lieber in einem Kriegsgebiet,
Als in einem Staat der Heuchelei liebt.

Vermisst, dass sich Deutsche melden,
Nach deinem Wohlbefinden fragen
Dass du niemandem wünschst so viele Freunde tot zu wissen,
Würdest du dann sagen,
Aber auch, dass du dabei bist sie schrecklich zu vermissen.

Ich schweige
Du sprichst.

Erzählst von vergewaltigten Frauen und verbrannten Babys
Davon, dass dein Freund Marco hieß
Davon, dass Haim das Kochen liebt
Davon, dass es Eden nicht mehr gibt.

Erzählst mir davon, dass Deutsche dir sagen,
Sie hätten keine Lust mehr sich mit Israel-Nachrichten zu befassen
Und du denkst an die Geiseln, die gerade ihr Leben zur Freude der Hamas lassen.

Die Menschen schweigen in den richtigen Momenten
Und in Falschen sind sie vom Reden nicht zu bremsen.

Du schweigst.
Ich schreibe.

Stille tritt ein, du machst eine Atempause.
Dann räusperst du dich und sagst:
„Bringt sie endlich nach Hause!“

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