„Was noch zu leisten ist, das bedenke;
Was du schon geleistet hast, das vergiss.“
– Marie von Ebner-Eschenbach
Ich sehe Igel durch den Garten laufen
Verstecken sich in Laubhaufen
Und tun das, was mir fern bleibt
Nehmen sich 5 Monate zum Schlafen Zeit.
Mein Tag hat 24 Stunden
Plus, das, was ich nicht mehr schaffen kann, aber muss.
Denn es wird immer noch mehr zu tun geben
Das Problem daran in einer Leistungsgesellschaft zu leben.
Aber was ist Leistung eigentlich?
Delta e durch Delta t
Ist mir physikalisch betrachtet zu leicht
Wenn wir uns verschiedene Ebenen ansehen
Verstehen wir´s vielleicht…
Ich glaube es geht beim Leisten ums Streben
Nach Anerkennung und Selbstachtung
Darum zu realisieren
Man behält auch nach der größten Anforderung
Noch Fassung.
Verliert nie die Haltung und noch weniger sein Gesicht
Ich glaube würden wir uns nicht über Leistung definier´n
Gäbe es gewisse Krisen und Spaltungen nicht.
Eine 60 Stunden Woche zu haben
Überfordert sein von Aufgaben
Sehr wenig Zeit zu schlafen
Und noch weniger für sich selbst zu haben
Wird gesellschaftlich absolut akzeptiert
Sofern alles, was getan wird, funktioniert.
Ob man sich dabei vielleicht verliert,
Ist, was zu oft passiert.
Ich lernte schon früh
Die Wichtigkeit von Fleiß
Leben hat seinen Preis
Und niemand, wirklich niemand, wird dir was schenken.
Wenn du an dich denkst, dann wird zumindest an dich gedacht
Dass andere das tun könnten, ist naiv
Ein romantisches Narrativ
Am Ende sind wir doch nur Schatten der Nacht.
Diesen Gedankengang hatten ich schon recht früh im Sinn
Darum wurde ich, zu meiner größten Kritikerin.
Ich setzte mir Ansprüche, die mir zu viel abverlangten
Gönnte mir keine Pause, weder meinem Körper, noch meinen Gedanken
Machte Hausaufgaben so ausführlich wie es mir möglich war
Und merkte erst sehr spät, was mit mir geschah.
Ich optimierte die Bereiche, die mir schwerfielen
Das kostete Zeit und ich hörte auf Handball zu spielen.
Sah meine Freund*innen nur noch ab und an
Und war nur Jahre im Voraus spontan.
Ich habe gearbeitet bis spät in die Nacht
Um am nächsten Tag zu hören, ich hätte Fehler gemacht.
Ich habe versucht Perfektion zu leben
Ohne einzusehen, es wird immer jemand besseren geben.
Meine Eltern mochten mich so gar nicht sehen
Gaben mir schon von Tag eins an zu verstehen
Dass das, was ich mache großartig ist und genug
Leider war ich die, die mein Scheitern nicht ertrug.
Ich saß früher oft traurig im Flur
23:30 stand auf meiner Armbanduhr
Mein Vater saß neben mir, hielt mich im Arm
Verstand nicht, weshalb ich Schule so schwer nahm.
Ich konnte es ihm nicht sagen, weil meine Augen brannten
Es dauerte nicht lange bis Tränen ihren Weg über meine Wangen fanden.
Dadurch versuchte mein Körper meinen Geist zu warnen
Aber auch brennenden Schmerz ließ er durch Schultern und Nacken fahren
Meine Auszeit waren eine Kanne Tee und Training
Menschen, Projekte und meine beste Freundin
Schwimmen im Meer und in Bücher fliehen
Tagträumen und mit Vampiren durch Wälder ziehen.
Ich dachte ich könnte mich überlisten
Wenn ich jeden Tag mehr als vier Termine hab
Ich wollte nach dem Aufwachen
Gleich wieder einschlafen
Wollte nicht in den Tag starten
Konnte ihn nicht erwarten.
Hatte keine Kraft von Termin zu Termin zu hasten
Und dabei jeden zweiten Bus zu verpassen.
Wollte aus meinem Leben eilen
Um einen Ort zu finden
Um zu heilen.
Ich weiß nicht, was ihr erwartet
Vielleicht so etwas wie Magie
Es ist eigentlich nicht spektakulär
Ich machte eine Therapie.
Und Verstand, Stress ist nicht per se schlecht
„Nein“ zu sagen und abzulehnen, mein gutes Recht.
Denn nur weil etwas eine Norm ist,
Ist es noch lange nicht (sozial)gerecht.
Auch wenn ich vieles kann und noch mehr will,
Brauche ich Grenzen
Sollte auch mal an mich denken
Mir eine Auszeit schenken.
Ich habe gelernt, ich brauche Strukturen und Alltag
Überfordert zu sein und Hilfe zu brauchen
Ist kein Rückschlag
Sondern Stärke, weil man sich selbst Rückgrat beweist,
Ich hoffe, dass es mich nie wieder so zerreißt.
Ich sehe Igel durch den Garten laufen
Sie verstecken sich in Laubhaufen
Sind für 5 Monate Winterschlaf bereit
Ich lächle, und nehme mir ein Buch und Zeit.