Ich sehe dich wie du leidest
Mit dir haderst
Tränen über deine Wangen fallen
Und du dir wünschst
Du könntest wie die anderen sein.
Wie oft hast du Zuflucht in deinem Tagebuch gesucht?
Wie oft das Universum mit all dem Leben drin verflucht?
Wie oft hast du gedacht, dass es auf der Erde für dich keinen Platz gibt
Wie oft hast du dich gefragt, ob dich irgendwann mal irgendjemand liebt?
Du wolltest nie anders als die anderen sein
Warst viel für dich, behieltst deine wahren Gedanken geheim,
Weil du Angst hattest Freunde zu verlieren
Weil du Angst hattest, sie würden dich nicht akzeptieren…
Du wusstest es eigentlich schon immer
Gerade im Rückblick auf die Vergangenheit
Binäre Codierungen gingen dir zu weit
Weil sie nicht weit genug gingen…
Du fielst aus dem Raster – immer schon
Und wusstest bei tauben Ohren
War Schweigen die einzige Option.
Du hast das alles mit dir ausgemacht,
Warst für Freunde da, hast über Witze gelacht,
Die du selbst niemals machen würdest
Und die dich eigentlich, wenn du ehrlich bist
Immer schon ein bisschen verletzt haben
Doch du hattest Angst deine Meinung zu sagen.
Das ging so weiter, jahrelang
Bis du dich irgendwann gefragt hast:
„Was ein Mensch eigentlich alles aushalten kann?!“
Du kamst zu dem Punkt, dass das Unterdrücken deines Ichs
Aufhören muss.
Dann hast du angefangen zu leben
Und gemerkt, es wird immer Steine auf deinem Weg geben…
Ich meine, wozu will der Staat dein Geschlecht wissen
Und warum stört es Euch, dass wir die Transflagge hissen?
Warum bestehst du darauf einen Namen zu sagen,
Der bedacht ist mit Illusion und Narben?
Wieso hast du Angst, dass Kinder weniger männlich werden
Nur weil sie Respekt und Konsens in der Schule lernen?
Warum stört es dich nach Pronomen zu fragen?
Ist es so schwer die Identität einer Person nicht zu erraten,
Sondern ihr selbst die Deutungshoheit zu überlassen.
Begegnet Menschen mit Respekt und das jeden Tag,
Dazu gehört auch, dass es bei keiner Person ein Outing bedarf!
Und jetzt zu dir, ja genau, dich meine ich…
Ich will dir nur sagen, bitte verlier´ dich nicht.
In Zweifeln und Vorwürfen und dem „Wenn und dem Aber“,
Denn es gibt Menschen und Gruppen und Orte
Die gehen nicht „straight“ voraus, sondern que(e)r,
Die öffnen Türen und lehnen Fenster an,
Dort bist du Mensch,
Welcher sich als Freund beweisen kann.
Deine Gefühle sind valide
Und das bist du auch
Ich will, dass du weißt, dass nie weniger als Respekt und Toleranz gilt
Und dass du mir wichtig bist
In Liebe
Dein Spiegelbild.