Dieses Gedicht entstand im Rahmen der Hörspielproduktion „Vom Wunder der Natur – Pionierinnen der Naturwissenschaft“, die 2025 auf Westküste FM und YouTube ausgestrahlt wird. Das Hörspiel, produziert von Karin Moortgat und der Frauentheatergruppe 5plus1, basiert auf ihrem gleichnamigen Theaterstück. Viel Freude mit meinem Gedicht! 🙂
Maria Sibylla Merian kam im 17. Jahrhundert in Hessen zur Welt.
Ihr Stiefvater Jacob Marrel förderte ihre künstlerische Ausbildung,
Denn er fand, auch Mädchen brauchten Förderung
Und brachte ihr bei, wie man Stift und Pinsel hält.
Schon als Kind zeichnete sie Pflanzen und Tier,
Sie verfügte über Talent und eine unstillbare Neugier!
Mit 13 bekam sie eine Seidenraupe geschenkt und beobachtete diese exakt
In Zeichnungen dokumentierte sie deren Metamorphose –
Die Farben zum Kolorieren hatte sie selbst gemacht!
Die Raupen nannte sie „ihre Sommervögelein“,
Sie waren für ihre weiteren Forschungen der erste Grundstein.
Ihr Stiefvater unterstützte sie sehr, während der Rest der Familie skeptisch war,
Ihre Mutter war besorgt, da sie die Aufgabe der Frau in „häuslichen Pflichten“ sah.
Mit 18 heiratete sie Johann Andreas Graff
Hat in seiner Verlagswerkstatt auch eigene Projekte auf den Weg gebracht!
Denn Maria stand für sich und ihre Forschung ein,
Wollte entgegen gesellschaftlicher Erwartungen keine Hausfrau sein!
1672 eröffnete sie die Jungfern-Company,
Dort unterrichtete sie Malen, Zeichnen, Nähen, Sticken
Nur gutbürgerliche Nürnberger konnten dorthin ihre Töchter schicken
Und Maria veröffentlichte ihre Blumen- und Raupenbücher in Eigenregie.
Johann konnte Marias Erfolg nicht verkraften,
Sie zog einen Schlussstrich, wollte was Neues machen!
Mit ihren Töchtern zog sie zu den Labadisten in Westfriesland,
Dort fand sie die tropischen Schmetterlinge aus Surinam hochinteressant.
Sie verkaufte ihre Sammlung, begab sich mit ihrer Jüngsten auf große Fahrt
Die Männer fanden die Reise für zwei Frauen viel zu hart.
Doch Maria und ihrer Tochter war das ziemlich egal.
Die Empörung der Herren erschien ihnen banal.
In Surinam zeichnete sie Metamorphosen in Aquarell
Und empfand tiefe Bereicherung, wissenschaftlich und ideell.
Die Profitgier der Kolonialherren fand sie nicht fair!
Aber auch sie hielt Sklaven, weil das dort üblich war.
Sie halfen ihr durch den Urwald – es herrschte gegenseitiger Respekt
Heutzutage wäre sie sicherlich mit ihrem Verhalten angeeckt.
Nach zwei Jahren musste sie früher als beabsichtigt gehen
Wegen einer schweren Erkrankung war es nötig, in Amsterdam einen Arzt zu sehen.
Dort arbeitete sie weiter an ihren Forschungsergebnissen,
Das Buch wurde ein Erfolg, hat sie aber finanziell zerrissen.
Als sie mit 70 Jahren starb, war sie arm, aber sehr bekannt
Und stolz auf ihr Lebenswerk, das ist auch heute noch anerkannt.
Ein Großteil ihrer Sammlung fand in Wiesbaden Platz,
Dort dient sie im Naturkundemuseum den Forschern als Wissensschatz.
© Alina Jacobs 2024 / Lektorat: Karin Moortgat